Im Mittelalter besaß die Stadt sieben Stadttore, die nicht nur für den laufenden Verkehr, sondern auch als Wehrtürme von Bedeutung waren. Alle wurden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet. Sie überdauerten bis ins 19. Jahrhundert, als die preußischen Behörden entschieden, fünf Stadttore abzubrechen. Zweck dieser Maßnahme war es, die Zufahrtsstraßen in die Stadt zu verbreitern. Zum Glück sind zwei erhalten geblieben, nämlich das Merseburger Tor, das noch im 15. Jahrhundert in eine Bastei umgebaut wurde, und das Graudenzer Tor, das dank der angebauten Kapelle vom Abbruch verschont blieb.
Das am Ende der Graudenzer Straße (ul. Grudziądzka) stehende Graudenzer Tor (auch Grubener Tor genannt) bildet das wichtigste und das einzige bis heute erhaltene Stadttor Culms. Ursprünglich war dieses Tor ein Turm, an den auf beiden Seiten Wehrmauern angrenzten (an den Seitenwänden erkennt man noch Spuren der Übergänge zu den Wehrgängen). Vor dem Tor befand sich ein tiefer Graben, so dass man die Stadt nur über eine Zugbrücke erreichen konnte. Hier befand sich einst das städtische Gefängnis. 1694 entstand an der Stelle eines Anbaus und der Zugbrücke eine Renaissancekapelle. Ihr ist es zu verdanken, dass das Graudenzer Tor im 19. Jahrhundert nicht abgebrochen wurde.