Stadtgründung

Erdwall am Lorenzberg

Das Culmer Land (so seit dem 12. Jahrhundert genannt) erstreckt sich zwischen den Flüssen Drewenz (poln. Drwęca), Weichsel (Wisła) und Ossa (Osa). Seine Zugehörigkeit zum polnischen Staat wurde während der Zeit Mieszkos I. begründet. Es bildete damals ein Grenzgebiet zum von den Pruzzen beherrschten Territorium. Die Siedlung selbst befand sich während der Anfangszeit nicht im Gebiet der heutigen Stadt Culm. Sie lag vielmehr am Lorenzberg (poln. Góra Św. Wawrzyńca) im Dorf Kałdus etwa 3,5 Kilometer südöstlich der heutigen Stadt. Im 12. Jahrhundert beginnt die Siedlung, als Sitz eines Burgvogts (Kastallans) von Bedeutung zu sein. Im Bereich der Burgsiedlung, der größten im Culmer Land, befand sich ein mächtiger Sakralbau (hiervon zeugen Steinfundamente). Bis heute sind auch Wehrwälle erhalten geblieben.

Infolge der von Konrad von Masowien durchgeführten Missionierung, die zu einer Unterwerfung der Pruzzen führen sollte, war das Culmer Land Vergeltungsangriffen seitens der Pruzzen ausgesetzt. Aus zeitgenössischen Quellen ergibt sich, dass die Siedlung zerstört wurde. Sie wurde während der Kreuzzüge gegen die Pruzzen wieder aufgebaut. Dem Bischof wurde gestattet, in Culm einen Hof und ein Klosterkonvent zu gründen. Die erste Erwähnung des Culmer Burgvogts stammt aus dem Jahr 1223.

Als sich zeigte, dass die Kreuzzüge weder zu einer Eroberung des Landes der Pruzzen führen noch ihre Überfälle auf das Culmer Land unterbinden, entschloss sich Konrad von Masowien 1226, den Deutschen Orden in dieses Gebiet zu holen. 1228 erhielt der Orden das Culmer Land. Obwohl Konrad von Masowien nicht auf die Oberhoheit über dieses Gebiet verzichtete, bemühten sich die Ordensritter um entsprechende Urkunden beim Kaiser und Papst, die ihre Unterordnung unter die Herrschaft des polnischen Fürsten aufheben und ihnen das Culmer Land sowie alle Flächen, die sie von den Pruzzen erobern werden, übertragen. Die Ordensritter unter Landmeister Hermann von Balk kamen 1230 in die Region und benötigten lediglich zwei Jahre, um das Culmer Land von den Pruzzen zu befreien.

Burgberg in Starogrod

Mit dem Erscheinen des Deutschen Ordens wurde auch (nicht zum letzten Mal) der Standort Culms verlegt. Als seinen Sitz (und auch den des Komturs) wählte Hermann von Balk die Anhöhe, auf der sich heute das Dorf Starogród (6 km von der heutigen Stadt entfernt) befindet. Ursache für die Verlegung von Burg und Stadt an eine andere Stelle war die Zerstörung der Siedlung aus der Piastenzeit. Diese wurde also nicht wieder aufgebaut, sondern nur ihr Name übernommen.

Am 28. Dezember 1233 unterzeichneten Hochmeister Hermann von Salza und Landmeister Hermann von Balk das Gründungsprivileg für das neu errichtete Culm. Diese Urkunde bildete die rechtliche Grundlage für die Stadtentwicklung. Sie hatte auch eine über den Charakter eines Gründungsprivilegs hinausgehende Bedeutung und bestimmte die Rechtsordnung für die sich im Ordensstaat niederlassenden Siedler. Nach Culmer Recht (modifiziertes Magdeburger, flämisches und ungarisches Recht) wurden weitere Städte gegründet und Rittern Güter verliehen. Die sogenannte Culmer Handfeste bildete auch ein Vorbild für in Polen gegründete Städte (z.B. für Warschau).

Mestwin-Turm

Im Jahr 1239 verlegten die Ordensritter die Stadt ein weiteres Mal nach Norden. Heute befindet sich dort die sogenannte Fischerei (Rybaki), der etwas verwahrloste älteste Stadtteil Culms. An der gegenwärtigen Stelle wurde Culm schließlich 1251 angesiedelt. Leider wurde hier keine neue Burg gebaut, sondern im nordwestlichen Eckbereich lediglich ein befestigtes Haus errichtet, in dem bis 1285 der sogenannten Neuculmer Komtur residierte. Die Reste dieses Bauwerks (Mestwin-Turm) befinden sich heute auf dem Klostergelände.

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© Grzegorz Góra, moje-chelmno.pl